Energie- und Klimapolitik

Forschungsprojekte

  • Same, same but different? Multiplex networks in Swiss and German Climate Mitigation Policy
  • Strategien zur Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz
  • Entscheidungsprozesse in der nationalen und internationalen Klimapolitik

Same, same but different? Multiplex networks in Swiss and German Climate Mitigation Policy

Dieses Projekt untersucht und vergleicht Politiknetzwerke verschiedener Art, um klimapolitische Prozesse in ihrer Komplexität zu erfassen und entschlüsseln.

Klimawandel zu vermeiden ist eine komplexe Angelegenheit, da die Quellen gefährlicher Treibhausgase in fast allen gesellschaftlichen und ökonomischen Bereichen zu finden sind. Entsprechend gross ist auch der Kreis der Verursacher – von internationalen Grosskonzernen bis zum einzelnen Verbraucher – alle tragen zum Anstieg der Treibhausgasemissionen bei. Politische Massnahmen müssen deshalb einen grossen Kreis von Verursachern und Betroffenen berücksichtigen. Aufgrund dessen ist ein breites Spektrum politischer Akteure in die entsprechenden politischen Prozesse involviert, wie zum Beispiel die Verwaltung, die politischen Parteien, Interessengruppen, zivilgesellschaftliche Organisationen oder wissenschaftliche Einrichtungen. Diese Akteure interagieren im politischen Prozess in verschiedenen formellen und informellen Arenen, z.B. in Anhörungen, Abstimmungen, Komitees, Presse- und Medienauftritten, politische Initiativen, etc., um sich für ihre Interessen einzusetzen. Zu diesem Zweck verbünden sich diese Akteure mit Gleichgesinnten und koordinieren ihre Handlungen. Unser Vorhaben in diesem Projekt ist, die Komplexität, welche sich aus der Vielzahl der involvierten Akteure und politischen Arenen ergibt, besser zu verstehen. Hierzu werden wir die relevanten Akteure identifizieren und ihre Interessen, ihre Präferenzen und ihr Verhalten in den verschiedenen politischen Arenen untersuchen. Wir gehen zudem einen Schritt weiter und vergleichen die politischen Arenen miteinander. Dabei interessiert uns, wie sich die politischen Akteure in den verschiedenen Arenen gleich oder unterschiedlich positionieren, ob sie die gleichen oder unterschiedlichen Handlungsstrategien verfolgen, die gleichen oder andere Allianzen schmieden und sich gleich oder abweichend koordinieren. Zu diesem Zweck erheben und untersuchen wir multiplexe und Mehrebenen-Netzwerkdaten, welche die unterschiedlichen politischen Arenen und Beziehungsgeflechte zwischen den politischen Akteuren reflektieren, wie zum Beispiel der Austausch von Informationen, Kooperationsbeziehungen, der Transfer von personellen oder materiellen Ressourcen, etc. Für die Datenerhebung und Analyse berücksichtigen wir ein breites Spektrum qualitativer und quantitativer Methoden, wie Umfragen, Interviews, automatisierte Textanalyse, Soziale Netzwerk- und Diskursanalyse, etc. Mit Deutschland und der Schweiz untersuchen wir zwei Fallbeispiele, die sich politisch sehr nahestehen und ähneln, aber sozioökonomisch und geopolitisch durchaus grössere Unterschiede aufweisen. Neben einem Beitrag zur Grundlangenforschung sollen unsere Projektergebnisse auch von praktischem Nutzen sein. Beispielweise könnte unser Projekt Aufschluss darüber geben, wie unterschiedliche Stakeholdergruppen an einen Tisch gebracht werden können, um die Koordination nationaler Klimapolitik zu verbessern. Schlussendlich könnte damit auch ein Betrag geleistet werden, effektivere Klimapolitiken einzuführen und umzusetzen.

Finanzierung: SNF
Projektdauer: September 2020 – August 2024
Team: Karin Ingold, Marlene Kammerer
Projektpartner: Tuomas Ylä-Anttila (Universität Helsinki), Lena Schaffer (Universität Luzern), Keiichi Satoh (Unviersität Helsinki)
Projekt Webseite: Link

Publikationen:

  • Kammerer, M.; Crameri, F.; Ingold, K. (2020). Das Klima und die EU: Eine Diskursperspektive auf die deutsche und schweizerische Klimapolitik. In: The European Social Model under Pressure – Liber Amicorum in Honour of Klaus Armingeon, ed. R. Careja, P. Emmenegger and N. Giger. Wiesbaden: Springer VS. DOI: 10.1007/978-3-658-27043-8_34.
  • Kammerer, M.; Ingold, K. (2019). Connectivity between international and national policymaking: The Impact of Climate Summits on Swiss National Policymaking. ECPR General Confernce, Wroclav, Poland, 2019.
  • Kammerer, M. (2018). Climate Politics at the Intersection between International Dynamics and National Decision-making: A Policy Network Approach. Dissertation. Zurich: University of Zurich.

 

Strategien zur Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz

Dieses Projekt befasst sich mit der Forschungsfrage, wie lokale Strategien zur Anpassung an den Klimawandel entworfen werden und sich entwickeln können. Wir konzentrieren uns dabei stark auf die Auswirkungen extremer Ereignisse auf die Gestaltung (Design) und Politikformulierung von Anpassungsmassnahmen, die Akzeptanz neuer Anpassungsstrategien an Extremereignisse und der Anpassungsfähigkeit der bestehenden Gesetze an den Klimawandel. Die Anpassung an den Klimawandel ist heutzutage besonders wichtig für die Ressource Wasser, vor allem im Zusammenhang mit den Grundsätzen des integrierten Wasserressourcenmanagements (IWRM). IWRM stellt sich der Herausforderung der Koordination der Nutzung, des Schutzes vor und des Schutzes von Wasser. Der Schutz vor der Ressource Wasser stellt eine direkte Verbindung zu Hochwasserereignissen und Naturkatastrophen dar, die durch den globalen Klimawandel beeinflusst werden können. Darüber hinaus kann die Integration von Akteuren verschiedener Sektoren, politischer Entitäten und Entscheidungsebenen als Weg gesehen werden, um die Anpassungsfähigkeit des Wassersektors zu verbessern. IWRM stellt daher eine grosse Herausforderung der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen dar, wenn es darum geht, nachhaltige Antworten auf die Auswirkungen des Klimawandels zu finden. Wir analysieren dementsprechend Anpassungen an den Klimawandel im Fall des Hochwasserschutzes und vergleichen Präferenzen diverser Akteure für Massnahmen und Massnahmenmixe mit den aktuell umgesetzten Massnahmen als Beitrag zu IWRM.

Projekt Start: September 2014 – Juli 2020
Finanzierung: Sinergia SNF, OCCR, IPW
Team: Karin Ingold, Anik Glaus
Projektpartner: Gunter Stephan and Ralph Winkler, Rolf Weingartner and Team (Oeschger-Zentrum für Klimaforschung (OCCR)); (Universität Bern); Philip Thalmann (EPFL)

Publikationen:

  • Ingold, K.; Gavilano, A. (2020). “Under What Conditions Does an Extreme Event Deploy Its Power: Towards Collaborative Management in Swiss Flood Risk Management”. In: Collaborative Crisis Management – Inter-Organizational Approaches to Extreme Events, ed. F. Byander and D. Nohrstedt. New York/London: Routledge, 132-147. (PDF, 112KB)
  • Metz, F.; Glaus, A. (2019). Integrated Water Resources Management and Policy Integration: Lessons from 169 Years of Flood Policies in Switzerland. Water, 11(6), 1173. DOI: 10.3390/w11061173.
  • Ingold, K. (2017). How to create and preserve social capital in climate adaptation policies: a network approach. Ecological Economics, 131, 414-424. DOI:10.1016/j.ecolecon.2016.08.033.
  • Balsiger, J.; Ingold, K. (2016). In the Eye of the Beholder: Network location and sustainability perception in flood prevention. Environmental Policy and Governance, 26(4), 242-256. DOI:10.1002/eet.1715.
  • Ingold, K. (2014). How involved are they really? A comparative network analysis of the institutional drivers of local actor inclusion. Land Use Policy, 39, 376-387. DOI:10.1016/j.landusepol.2014.01.013.
  • Ingold, K.; Zimmermann, W. (2011). How and why forest managers adapt to socio-economic changes: a case study analysis in Swiss forest enterprises. Forest Policy and Economics, 13(2), 97-103. DOI:10.1016/j.forpol.2010.06.003.
  • Ingold, K.; Balsiger, J.; Hirschi, C. (2010). Climate change in mountain regions: how local communities adapt to extreme events. Local Environment, 15(7), 651-661. DOI:10.1080/13549839.2010.498811.

Entscheidungsprozesse in der nationalen und internationalen Klimapolitik

Der Klimawandel ist ein Umweltproblem im globalen Ausmass. In der Folge ist Politik, die eine Vermeidung des Klimawandels zum Ziel hat, notwendigerweise immer ein Wechselspiel aus internationalen und nationalen Politiken. Dieses «Zweiebenenspiel» ist ein zentraler Fokus in diesem Forschungsschwerpunkt. Insbesondere interessieren wir uns für die Faktoren und Mechanismen, welche die Wahl von politischen Instrumenten und Zielsetzungen erklären. Durch eine detaillierte Analyse und den Vergleich von Präferenzen und Entscheidungsstrategien der politischen Eliten im nationalen Prozess und der Delegierten in den internationalen Klimakonferenzen, untersuchen wir die Umsetzbarkeit verschiedener Politikinstrumente zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Darüber hinaus erforschen wir die Gründe für die häufig beobachtete Divergenz internationaler Versprechungen und nationaler Politiken. Ein zweiter Fokus dieses Forschungsschwerpunkts ist der Vergleich verschiedener Methoden zur Analyse von Präferenzen und Entscheidungsstrukturen in der Klimapolitik. Wir verwenden für die Analyse verschiedene quantitative und qualitative Methoden, insbesondere Diskursanalyse, Netzwerkanalyse, Regression und Multikriterien-Analyse.

Team: Marlene Kammerer, Karin Ingold

Publikationen:

  • Kammerer, M; Namhata, C. (2018). What drives the Adoption of Climate Change Mitigation Policy? A Dynamic Network Approach to Policy Diffusion. Policy Sciences, 51(4), 477-513. DOI: 10.1007/s11077-018-9332-6.
  • Castro, P; Kammerer, M. (2018). The politicization of the climate: How and why has the Annex I – non-Annex I division affected negotiations under the climate change regime? Conference Proceeding, ECPR General Conference, Hamburg 2018 (under review).
  • Ingold, K.; Varone, F.; Kammerer, M. et al. (2018). Measuring Policy Positions Through Elite Survey: Can We Trust All Policy Actors? Conference Proceeding, International Workshops on Public Policy, Pittsburgh, USA (under review).
  • Kammerer, M.; Wagner, P.; Ylä-Anttila, T.; Grönow, A. (2018). Collaboration to mitigate climate change – Does the institutional context matter? A comparative case study of Finland, South Korea, Switzerland, and the United States. Conference Proceeding, Environmental Policy and Governance Conference 2018, Stockholm.
  • Ingold, K.; Pflieger, G. (2016). Two Levels, Two Strategies: Explaining the Gap Between Swiss National and International Responses Toward Climate Change. European Policy Analysis Journal, 2(1), 20-38. DOI:10.18278/epa.2.1.4.
  • Ingold, K.; Manuel, F. (2014). Drivers of Collaboration to Mitigate Climate Change: An Illustration of Swiss Climate Policy over 15 Years. Global Environmental Change, 24, 88-98. DOI:10.1016/j.gloenvcha.2013.11.021.
  • Ingold, K.; Varone, F. (2012). Treating Policy Brokers Seriously: Evidence from the Climate Policy. Journal of Public Administration Research and Theory, 22(2), 319-346. DOI:10.1093/jopart/mur035.
  • Ingold, K. (2011). Network Structures within Policy Processes: Coalitions, Power, and Brokerage in Swiss Climate Policy. Policy Studies Journal, 39(3), 435-459. DOI:10.1111/j.1541-0072.2011.00416.x.